Rotorua

Auf dem Weg nach Rotorua merkte ich, was ich zu Beginn meiner Reise nie gedacht hätte, dass ich tatsächlich froh war, wieder meine Ruhe zu haben und für mich zu sein.

In der Nähe von Rotorua fand ich einen sehr ruhigen, gemütlichen Parkplatz direkt am See von Rotorua. 

Die ersten beiden Tage hat es dann erstmal durchgeregnet, was mich dazu gezwungen hat zu entschleunigen und mich mal ein bisschen nach Jobs umzuschauen. 

Ich fand eine sehr sympathische Anzeige für eine Lodge im Nationalpark Tongariro und hab es einfach mal auf gut Glück probiert - mal schauen was dabei rauskommt, klingt jedenfalls sehr spannend! 

In der Zeit des aufgezwungenen Stillstands, ist mir dann auf einmal bewusst geworden, wie anstrengend die letzten Wochen und all die neuen Eindrücke mental für mich waren.

Ich fühlte, dass ich langsam etwas auf die Bremse treten sollte und mir die Zeit geben muss, die Dinge auch zu verarbeiten. Vielleicht war es der Ausblick auf den See, mit seinen hügeligen, bewaldeten Ufern, der mich dazu verleitete, mich ganz entfernt an den Schwarzwald und teilweise an den Bodensee und damit an meine Heimat zu erinnern.

Als der Regen sich dann endlich erbarmt hatte aufzuhören, war es an der Zeit Rotorua zu erkunden. Ich nahm mir vor, von nun an nicht mehr von Ort zu Ort zu hetzen, sondern auch mal einfach zu bleiben und den Moment zu genießen. 

Die Stadt dampft tatsächlich aus allen Poren. Aus den Gullis steigt der Dampf aus, aus dem See steigt der Dampf auf, auf den in der ganzen Stadt verteilten Schwefelsulfidquellen steigt Dampf aus - sowas hab ich bisher noch nicht gesehen, auch nicht in Indonesien. Der Geruch nach faulen Eiern, der die ganze Stadt belegt, muss man sich dann einfach versuchen wegzudenken. 

In Rotorua merkt man, dass man an einem der Tourispots angekommen ist. Fast alle der Naturspektakel kosten hier Eintritt, anders als noch weiter nördlich. Dadurch überlegt man tatsächlich zweimal, was man sich hier anschauen geht. 

Als erstes ging es in den Kuriau Park - der ist tatsächlich noch kostenlos - in dem es zu den ersten kochenden Seen und Quellen geht. Ein freies, entspannendes und heißes Fußbad inklusive - herrlich!

Weiter ging es zu einem Maoridorf, welches ab weniger spannend war, da das Dorf direkt an der Stadt angrenzt und sich in der Zwischenzeit der Stadt sehr angeglichen hat (die Maori sind hier, im Vergleich zu anderen Ureinwohnern in anderen Teilen der Welt, auch gut integriert). Allerdings gab es noch mehr dampfende und brodelnde Seen zu bestaunen, von denen, und der Farbenvielfalt, konnte man gar nicht genug sehen.

Am folgenden Tag war mir mal wieder nach Fahrrad fahren. In Deutschland noch jeden Tag auf dem Rad, kommt es mir hier mittlerweile schon vor, als wäre das Ewigkeiten her gewesen.

Ich leihte mir ein Mountainbike und ab ging es in den Bikepark im Redwood-Forest.

Ein riesiges Gebiet mit kilometerlangen Trails in jeder Schwierigkeit - Traumhaft, es hat mega Spaß gemacht! 

Die Redwoods wurden übrigens zur Holzproduktion gepflanzt, da aber durch das feuchte Klima das Holz zu modrig wurde, blieben die Bäume einfach stehen und bedecken heute große Gebiete Neuseelands.

Erschöpft, weil ich mich mindestens 2 mal verfahren hatte und mehrmals einen Berg umsonst hochfahren musste (Meine Orientierung ist eigentlich nicht schlecht, aber der Park wirklich riesig) und etwas angeschlagen, entdeckte ich die Secret Hot Tubes. 

Eine persönliche Badewanne mitten im Wald, auf Wunsch mit Getränkeservice, einfach traumhaft!

Doch selbst in diesem unglaublich entspannenden Bad, spürte ich, wie ich das Ganze einfach hinnahm und es dabei gar nicht mehr so richtig wertschätzte. 

Hey, du bist grad in deiner eigenen Badewanne mit einem leckeren Moccachino, mitten im Grünen - schätze das jetzt endlich mal und genieße den Moment, entspann dich! Musste ich mir selbst einreden. Mir wurde oft erzählt, dass man auf so einer Reise irgendwann müde wird neue Sachen zu entdecken und ich merkte, dass bei mir der Punkt früher als erwartet gekommen war. Diese Situation rufe ich mir unterbewusst seitdem in ganz vielen, ähnlichen Situationen ins Bewusstsein zurück und muss dann immer wieder anfangen zu lächeln.

Die Fähigkeit, auch die kleinen Momente genießen zu können und wertzuschätzen, was man an diesem Moment in dem Moment hat, ist eine der Lektionen dieser Reise.

Ich schaltete nochmal einen Gang zurück und blieb einfach mal einen ganzen Tag am See, Seele baumeln lassen und ein bisschen Auto aufräumen. Das tat gut! Und abends, wie aus dem Nix, stand auf einmal Markus auf dem Parkplatz. Markus hatte ich mit Paul an einem sehr lustigen Abend in Auckland kennengelernt. Wir tranken ein paar Bier zusammen, tauschten unsere Erlebnisse aus und hatten einen guten Abend. Solche Begegnungen tun einem dann einfach gut und da Neuseeland nicht allzu groß ist im Vergleich, wird man diese Momente immer wieder haben. 

Wir entschlossen zusammen mit dem Rest der Auckland Crew, Paul und Vincent, uns Festivaltickets für Silvester zu kaufen. Silvester, bei Sonne, im Warmen, auf einem Festival feiern - die Vorstellung ist so genial, ich freue mich jetzt schon!

Nach einer ganzen Woche Rotorua ging es langsam auf den Weg weiter in den Süden.

Markus und ich machten einen Teil der Strecke gemeinsam, wir machten eine schöne kleine Wanderung und entdeckten dann die Kerosene Creek - Ein kleines natürliches Bad, durch einen Wasserfall entstanden, das angenehme wohltuende ungefähre 35° Wassertemperatur für uns bereit hielt. Das Einzige, was wir vermissten, war ein kühles Bier dazu :)

Dann kamen wir noch an eine Stelle, an der ein kalter Fluss und ein thermischer Fluss zusammen fließen, der Hammer! Man riecht nach solchen Bädern zwar gefühlt zwei Tage trotz duschen nach faulen Eiern, aber die Entspannung ist es wert!

Abends trafen wir dann Kathi (auch aus Auckland) auf einem kleinen Campingplatz auch wieder am Wasser.

Mit ihr machte ich mich dann endgültig auf den Weg nach Taupo.

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