Nationalpark Tongariro
2 Wochen bin ich nun schon hier, zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Bericht hier schreibe.
Ich sitze gerade in dem Teamraum mit Billardtisch, edler Einrichtung und einer großen Terrasse, die bei gutem Wetter direkt auf den Mount Ruapehu schauen lässt, den Schicksalsberg von Lord of the Rings. Doch leider regnet es gerade wie aus Eimern.
Diese Szenerie beschreibt meine ersten 2 Wochen hier ziemlich passend.
Doch von Anfang an, ich weiß noch, wie ich voller Aufregung die Straße von Taupo in den Nationalpark gefahren bin, die Vegetation wird bunter, je höher man kommt.
Ein gelbes, entfernt Raps ähnliches, wunderschön leuchtendes Gestrüpp durchzieht die Landschaft und bildet einen einzigartigen Kontrast zu den sonst eher rötlichen oder grünen Gewächsen hier. Angekommen, kann ich mein Glück kaum fassen - Links Vulkan - Recht Vulkan - gerade aus der schneebedeckte Mt. Ruapehu (natürlich auch ein Vulkan), ein Traum!
Callum, mein Chef von nun an, begrüßt mich sehr herzlich und erklärt mir direkt auf was für ein Territorium wir uns hier bewegen. Die Gegend ist das vulkanisch aktivste Gebiet in Neuseeland. Er selbst hat eine Eruption hautnah miterlebt (glücklicherweise unbeschadet) und zählt währenddessen auf, wie viele Eruptionen es in den letzten 100 Jahren gab.
Na, hoffentlich halten die Vulkane auch noch die nächsten 5 Wochen still. Wobei, mal eine Eruption live miterleben zu können, hätte schon was. Darf dann aber gerne eine kleine und ungefährliche sein!
Miki, seine Frau und meine Chefin, ist eben so herzlich wie Callum, wenn auch etwas strenger, was aber auch nicht schaden kann.
Beide investieren einen Haufen Arbeit in ihr Grundstück, wenn man sie sieht, sind sie meistens am rumwuseln und in gefühlter Hektik, aber zugleich auch immer mit einem offenen Ohr für die Bedürfnisse ihrer Gäste und Mitarbeiter. Und das Schönste, beide haben ein ehrliches Lächeln im Gesicht, egal zu welcher Stunde.
Ich arbeite hier als Housekeeper (also putze und reinige die Gästezimmer) zusammen mit einer chinesischen (und äußerst schüchternen) Reisenden und 2 einheimischen Aushilfen.
Da Callum und Miki mir nicht meine gewünschte Stundenanzahl garantieren konnten, kam Callum auf die Idee, mich noch an ein älteres, mit ihm befreundetes Ehepaar zu vermitteln.
Carey und Ernie, genauso sympathisch wie Callum und Miki, betreiben einen kleinen Bauernhof mit integrierter Watercress Produktion (bei uns ist das die Brunnenkresse).
Hier cutte und packe ich die Waterchress, zusammen mit den Beiden, einem Festangestellten und einer weiteren Aushilfe. Die Arbeit auf der Farm ist zwar körperlich anstrengend, aber mit den Vieren zusammen zu arbeiten macht super Spaß. Vielleicht liegt es am Alter, dass die beiden die Gelassenheit in Person sind und auch den 10 Uhr Tee (mit Kuchen :D)in aller Gemütlichkeit zelebrieren, bevor es wieder an die Arbeit geht.
Was mir in den zwei Wochen schon aufgefallen ist, hier wird viel mehr gelobt als es bei uns typisch ist. “Nicht gemeckert ist genug gelobt”, ist glücklicherweise noch nicht bis nach Neuseeland gedrungen.
Vergleichbar ist aber die Situation nach der Pandemie. Carey und Ernie finden keinen passenden Käufer für ihren Hof und quälen sich noch immer mit Ende 60 jeden Tag.
Callum und Miki mussten ihr, zur Lodge dazugehöriges, Restaurant schließen, da sie die extra Pacht nicht mehr stemmen konnte. Deshalb kann ich überhaupt in dem “Teamraum” sitzen, da dieser Teil des Restaurants, logischerweise, auch im Moment stillgelegt ist.
Neben der Arbeit bleibt mir zum Glück genug Zeit, die von Callum empfohlenen Wanderungen zu erkunden - Wäre da nicht das Wetter.
Der Nationalpark ist auf Grund besonderer Lage mit den Bergen, dem Meer und dem dazwischen liegenden Flachland, die regenreichste Region Neuseelands.
Hier macht man jeden Tag alle vier Jahreszeiten durch.
Auf meiner ersten größeren Wanderungen laufe ich morgens noch gegen Sturmböen mit über 100 km/h an und mir peitscht das Wasser ins Gesicht, bis ich dann nachmittags am Liebsten nur noch ne Badehose bei Sonnenschein an habe. Hier lernt man jedenfalls, jegliche Wasserscheu abzulegen und sein Ding einfach trotz des Wetters durchzuziehen.
Ohne den Regen würde hier auch etwas fehlen, die Gräser und Moose in den Mooren und Sümpfen in den Tälern, sehen bei Regen. wenn sie die Wassertropfen auffangen, noch viel beeindruckender aus, als bei Sonnenschein.
Doch eben wie das Wetter hier oder die anfangs beschriebene Szenerie (jetzt scheint übrigens grad wieder die Sonne), ist das Leben hier ebenso kontrastreich.
Ich fühl mich gut aufgenommen und die Arbeit, grad auf der Farm, macht super viel Spaß,
doch grad bei der Lodge ist es momentan schwierig, auf Stunden zu kommen, da das Wetter in der letzten Woche besonders schlecht war. Das wäre ja kein Problem, denn es gibt hier wahnsinnig viel zu entdecken und erkunden, doch leider ist das Wetter gerade so schlecht, dass nicht mal das mehr wirklich geht - trotz komplett abgelegter Wasserscheu.
Was an sich auch kein Problem wäre, hätte man jemanden, mit dem man die Zeit verbringen könnte, zum Beispiel Billard spielen. Doch hier liegt das Problem daran, dass die Gäste hier nur für eine Nacht bleiben, um sich am nächsten Tag früh morgens zum Startpunkt des Tongariro Crossings shutteln zu lassen. Dadurch dass der Shuttle um 4.50 Uhr fährt, ist hier mit geselliger Abendrunde leider nichts. Callum und Miki sehe ich leider außerhalb der Arbeit auch kaum und die Chinesin ist wie erwähnt wirklich sehr sehr schüchtern.
Somit hat alles seine zwei Seiten, trotzdem genieße ich es sehr hier zu sein, bin froh gerade nicht auf einer Kiwi Farm sein zu müssen und versuche die Zeit hier trotzdem so gut es geht zu nutzen.
Die letzten 2 Tage hatte ich frei und habe diese genutzt, dem Regen etwas zu entfliehen und einen Ausflug an die Ostküste zur Hawk’s Bay zu machen. Den Bericht schreibe ich aber extra, da ich die geographische Trennung auf der Website für mich etwas beibehalten will.
Das Tongariro Crossing ist für nächste Woche geplant, ich bin schon sehr gespannt, was ich euch berichten werde können.
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