Erstes Resumé

2 ½ Monate… Wieviel doch in 2 ½ Monaten passieren kann und wie schnell die Zeit doch auch vergeht.

Neugierig, voller Tatendrang, mit dem festen Ziel, den Te Araroa zu laufen, bin ich hier angereist. Nun sitze ich mit Paul auf der Fähre und mein Auto wartet ein paar Decks unter mir. Auch wenn ich noch ab und an an den Te Araroa denken muss, bin ich froh, nun hier zu sitzen. Das Auto ist mein neues Zuhause geworden, ich habe es richtig lieb gewonnen. Darin ist alles, was ich brauche, es bietet mir Wärme, Schutz und ein Dach über dem Kopf. Ich genieße es, flexibel sein zu können und habe richtig Gefallen an dem Nomaden-Lifestyle gefunden. Die Zeit des “Ankommens und Ruhens” im Nationalpark mit der Arbeit auf der Farm und in der Lodge waren ebenfalls unglaublich prägend und lehrreich. Ich habe gelernt mit mir alleine und in Einsamkeit klarzukommen, auch wenn es hin und wieder noch schwierige Momente gibt, was aber ja auch ganz natürlich ist.

Tatsächlich war es anfangs auch wieder richtig komisch, zusammen mit jemandem, in dem Fall Paul, zu reisen. Hin und wieder habe ich sogar das Allein sein vermisst, aber ich muss sagen, wir haben uns bis hierhin sehr gut eingegroovt. Ich genieße die Zeit mit Paul sehr, wir unterstützen uns gegenseitig, heitern uns gegenseitig auf und erinnern uns immer daran, welch besondere Zeit wir hier gerade erleben dürfen. Für den Moment ist das so genau richtig und wir schauen einfach mal, wie lange wir gemeinsam unterwegs sein werden.

Ein Ziel mit dem Festival an Silvester in Wanaka haben wir ja schon.

Neuseeland ist für mich auf jeden Fall noch immer die perfekte Wahl für das Jahr, mit seiner unglaublichen Vielfalt an Landschaften, den Outdoor Möglichkeiten, die Einfachheit des Campings und den wahnsinnig offenen und herzlichen Menschen.

Doch selbstverständlich ist auch hier nicht alles so rosig, wie man es sich vorstellt.

Das Land macht ähnliche Entwicklungen nach der Pandemie durch wie wir.

Viele Geschäfte mussten oder müssen schließen, die Armut wächst, Alkoholismus (⅕ aller Neuseeländer sind OFFIZIELL alkoholkrank), Drogenkonsum und Bandenkriminalität steigen enorm. (Dennoch fühle ich mich hier absolut sicher, verglichen zu meinen bisherigen Reisen durch Südamerika, Indonesien oder auch Europa)

In Deutschland ist unser Bild von Neuseeland (zumindest ging es mir so), das Bild eines total grünen, umweltfreundlichen Landes, das alles versucht seine Natur zu schützen.

Ganz so ist es dann leider doch nicht.

Während im Norden noch jeder Schuh vor dem Betreten eines Waldes desinfiziert werden musste, ist das ein bisschen weiter südlich gar nicht mehr möglich und auch gar kein Thema mehr. Der Wald, wenn er wieder aufgeforstet wird, wird durch meist nicht einheimische Monokulturen aufgeforstet - der gleiche Fehler wie wir ihn Jahrzehnte gemacht haben.

Das Land ist komplett von England und den USA geprägt, die Autolobby hat hier alles fest im Griff. Das öffentliche Verkehrssystem verbindet lediglich die großen Städte, auf dem Land ist es ohne Auto unmöglich zu kommen. Fahrradwege gibt es ebenfalls kaum und dadurch ist Fahrradfahren hier teilweise wortwörtlich ein Spiel mit Leben und Tod. Ebenso sind die Städte, Vororte, Supermärkte und alles andere komplett aufs Auto ausgelegt. Zum Supermarkt führt teilweise nicht mal ein Fußgängerweg und Fußgängerzonen in den Städten gibt es schon gar nicht. Das alles führt dazu, dass hier tatsächlich eine bedeutende Mehrheit nicht an den Menschen gemachten Klimawandel glaubt und allgemein recht konservativ ist.

Die Architektur und Art der Städte treffen vielleicht auch deshalb nicht unbedingt meinen Geschmack, wobei ich mich wie im Falle Wellingtons auch gerne eines Besseren belehren lasse. Paul muss jedes Mal grinsen, wenn meine mittlerweile zum Standardspruch gekommene Bemerkung “Hässliche Stadt” kommt, wenn wir mal wieder durch einen Ort fahren, der genauso im Wilden Westen stehen könnte.

Aber gut dafür sind wir nicht hergekommen, die Natur macht das alles wieder wett. Ob meine erste Fahrt mit dem Auto nach Coromandel, die erste Etappe des Te Araroa bei Cape Reinga, die Wanderung an der Ostküste zur Tölpelkolonie nach schier endlosem Regen, die Zeit im Nationalpark oder jetzt mit Paul. Die Reise ist voller Höhepunkte und ich freue mich total auf das, was noch kommt!

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.